Konrad Lorenz´s Theorie, die Beißhemmung sei eine angeborene Verhaltensweise, gilt heute als widerlegt.
Derzeit wird die Beißhemmung als eine Art erlerntes Selbstschutzverhalten definiert. Erik Zimen untermauerte mit veröffentlichten Beobachtungen von Wolfswelpen diese Annahme.
Hunde und Wölfe leben nicht nach „moralischen Gesetzen“, wie wir Menschen. Aus Rücksichtnahme auf andere Rudelmitglieder kommt also die Beißhemmung nicht in Betracht. Die Welpen eines Wurfes erziehen einander.
Sofern ein Welpe beim Spiel zu fest zupackt, quietsch der Spielpartner laut und greift danach selbst massiv an.
Die Gegenwehr erlernen die Welpen allgemein vor der 4. Lebenswoche. Im weiteren Verlauf des Zusammenlebens haben die Welpen bereits gelernt, das derbe Spiel bei Schmerzlauten abzubrechen, bevor sie mit einer Gegenwehr rechnen müssen.
Im Gegensatz zum beschriebenen Verhalten gibt es keine Beißhemmung gegenüber rudelfremden Tieren. Während einer territorialen Verteidigungsaggression wird meistens ungehemmt zugebissen. Unterordnungsgesten werden ignoriert und es wird mit Beschädigungsabsicht zugebissen.
Was bedeutet das nun für unser Mensch-Hund-Rudel?
Beißt oder zwickt unser Welpe mit seinen spitzen Milchzähnchen so sehr zu, dass es weh tut oder sogar Schrammen entstehen, machen Sie sich bemerkbar, indem Sie laut quietschen. Ziehen Sie die Hand nicht weg, denn in diesem Moment versucht der Welpe die Hand weiterhin zu erreichen und schnappt nach.
Quietschen Sie, halten Sie still und ignorieren Sie den Welpen.
Stellt Ihr Hund sein Verhalten trotzdem nicht ein, schicken Sie ihn für einige Minuten in die „Auszeit“.
Bereiten Sie zuvor einen Bereich vor, den Ihr Welpe nicht verlassen kann. Z. B. ein Laufställchen oder ein Welpengitter. Bringen Sie Ihren Hund für ca. 5 Minuten in seinen Ruhebereich und ignorieren Sie ihn.
Sie werden feststellen, dass er bald gelernt hat, welche Konsequenzen sein Verhalten hat. Nichts ist für einen Hund schlimmer, als vom Rudel ausgeschlossen zu werden!
Trainieren Sie die Beißhemmung möglichst häufig während des Spiels und während des Körperkontaktes. Falls Ihr Welpe zu grob wird können Sie ihn ggf. etwas kneifen, so, als würden Sie zurück beißen. Hilft diese Maßnahme nicht, schicken Sie ihn wieder in die „Auszeit“.